Multitest -- Sonic Riders
Vergleich Xbox, PS2 und GameCube

Get Ready for Speed, Flight and Power
Get Ready for Sonic Riders!
Dieses Mal ist alles etwas anders. Unser blauer Held flitzt nicht mit Überschallgeschwindigkeit durch die Gegend, sondern nutzt eine neue Technik der so genanten Extrem-Ausrüstungen. Denn Eggman ist wieder da und hat erneut einen fürchterlichen Plan. Er beansprucht die größten und geheimsten Schätze für sich, die die Welt je gesehen hat. Zusammen mit den Babylon Rogues fordert er Sonic und seine Freunde im Ex World Grand Prix heraus. Nun liegt es also an euch: Schnappt euch eure Air Riders und schlittert auf den Turbulenzen eurer Kontrahenten: The Race is On!
Sonic Riders ist ein Rennspiel und dennoch kein gewöhnliches Racing Game. Surft mit einem Air Board auf Turbulenzen statt auf Meereswellen, achtet auf euren Luftvorrat und werdet eins mit dem Wind. Zu Beginn ist die damit vollkommen neuartige Steuerung sicher etwas ungewohnt, daher lohnt sich ein Blick in das Tutorial, welches die Grundlagen von Sonic Riders kurz erklärt und entsprechend zu drückende Tasten deutlich hervorhebt. Ihr müsst das Gelernte umzusetzen und selbst am Rennen teilnehmen. Ob ihr nun zuerst ein paar Eingewöhnungsrennen fahrt oder euch gleich in den Story Modus stürzt, bleibt euch überlassen. Eines ist jedoch sicher: Das wird das vielleicht verrückteste (und vielleicht auch schwierigste) Rennen eures Lebens!
Anschnallen und durchstarten!
Habt ihr euch letzten Endes für den Story Modus entschieden, könnt ihr zunächst nur das Helden-Trio rund um Sonic, Knuckles und Tails anwählen. Auf der Suche nach einem der sieben Chaos Emeralds kommt es zum Gefecht mit drei unbekannten Gestalten auf merkwürdigen Air Boards. Jet, Storm und Wave von den Babylon Rogues sind mit den Eigenschaften Speed, Flight und Power ausgestattet. Und diese Eigenschaften werden sie auch nutzen, um euch zu schlagen. Die erste Stage läuft dabei noch relativ human ab. Ihr müsst lediglich unter den ersten Drei im Ziel landen. Bereits der Start ist vollkommen neuartig. Ampeln wie in F1 Spielen oder Mario Kart gibt es nicht. Die Startlinie selbst wird von einer elektrische Barriere gesperrt. Eine am Boden entlang laufende Linie deaktiviert diese. Lauft also möglichst so auf die Startlinie zu, dass ihr genau beim Deaktivieren darüber lauft, um so einen kleinen Vorsprung zu euren Kontrahenten zu bekommen - bzw. keinen Stromschlag.

Die Steuerung ist recht simpel. Lediglich der linke Analogstick, zwei Tasten und die Schultertasten werden benötigt, um Sonic und Co. durch die rasanten und teils sonictypischen Levels zu manövrieren. Der Clou dabei ist, ihr habt keine Taste, um auch nur ansatzweise Gas zu geben. Beschleunigen müsst ihr durch Tricks und andere fein ausgeklügelte Dinge. Nicht umsonst gibt es die eine oder andere Sprungschanze oder tiefer gelegenen Wege, von denen oder auf die ihr springen könnt. In der Luft vollführt ihr herrliche Saltos, bevor ihr landet. Bewertet werden die Stunts nach verschiedenen Rängen. In Sonic Riders ist der S-Rang zudem nicht mal die höchste Bewertung, die ihr einheimsen könnt. In den Rennen erhöht ihr mit diesen Stunts nicht nur euren eigenen Speed, sondern erhaltet auch einen entsprechenden Vorrat an Luft. Und Luft benötigt ihr dringend für kurze Power-Schübe, um einen Gegner anzugreifen aber auch zum Driften um Kurven. Gerade letzteres werdet ihr des Öfteren brauchen. Denn Sonic Riders bietet so manch enge und ohne Schutzgeländer versehene Streckenabteile. Das Driften selbst muss gelernt sein, geht aber nach ein wenig Zeit und Übung in allen Konsolen-Versionen recht gut in Fleisch und Blut über.
Auch eure Sprünge müsst ihr üben und perfektionieren. Denn nur so schafft ihr den Weg auf höher oder weiter entfernt liegende Plattformen. Von da aus habt ihr es teils nämlich leichter einen Vorsprung auszubauen, als weiterhin vor euren Widersachern herzugurken. Jeder Fahrer hinterlässt nämlich Turbulenzen hinter sich, auf denen eure Kontrahenten springen können, um näher an euch heran zu kommen. Nicht nur, dass sie auf diesen Turbulenzen gleiten - an verschiedenen Punkten werden rote Pfeile angezeigt, an denen ihr den Analogstick schnell nach oben drücken könnt. Somit werden weitere Tricks ausgeübt, die euch aber auch euren Gegner einen Geschwindigkeitsvorteil verschaffen können. Hinterlasst ihr also eine Turbulenz, könnten euch eure Gegner rasch überholen. Selbst könnt ihr euch so ebenfalls an die Fersen des vor euch Platzierten heften. So kann man natürlich auch euch überholen. Was ihr dagegen tun könnt? Versucht, einen kleinen Tornado zu entfachen, der Jet und Co. für einen Moment den Speed raubt. So sollte es theoretisch laufen. Diese Aktion verbraucht sehr viel eurer gesammelten Luft und funktionierte in der Praxis zumindest bei mir eigentlich überhaupt nicht. Deshalb sparte ich mir die Luft. Viel mehr nutzte ich meinen Luftvorrat bei kurzen Anschüben, der gleichzeitig auch einen Angriff auf die im Weg gleitenden Charaktere darstellt. Auch dies verbraucht eine Menge des Luftvorrats. Daher muss der kurze Speed Up mit Bedacht eingesetzt werden. Ob ihr euren Gegner nebenbei einen Schraubenschlüssel, Hammer oder gleich die Faust aufs Auge schlagt, hängt aber auch vom dem Charakter-Level ab, auf dem ihr euch in diesem Moment befindet.

Was darf es in keinem Sonic Spiel fehlen? Natürlich die goldenen Ringe. Diese liegen verstreut auf der Strecke und dürfen selbstverständlich von euch eingesammelt werden. Im linken oberen Bildschirmmenü werden diese gezählt. Eine Anzeige verrät euch zudem, wie viele Ringe ihr zum nächsten Level benötigt. Zum Anfang seit ihr nämlich im Level 1. Habt ihr eine bestimmte Anzahl an goldenen Ringen gesammelt, erhöht sich euer Level stets um eins. Je höher euer Level, desto kraftvoller werden eure Angriffe. Auch eure Speed Ups werden kräftiger. Doch Vorsicht: Bekommt ihr eins übergebraten, verliert ihr nicht nur sämtliche Ringe, sondern auch euer Level sinkt wieder auf Anfang. Alle goldenen Ringe, die ihr mit über die Ziellinie tragt, werden eurem Konto gutgeschrieben. Im Shop könnt ihr euch davon mehr als 40 neuer Extrem-Ausrüstungen kaufen. In beispielsweise den Einzelrennen könnt ihr deren völlig verschiedenen Eigenschaften nutzen. Nicht jede Ausrüstung steuert sich dabei gleich. Wie in diversen Rennspielen neigt das eine Board mehr zum Driften, das nächste dagegen ist verdammt schnell aber steuert sich sehr empfindlich.
Neben den eigentlichen Story-Modi, die aus mehr als zehn verschiedenen Strecken bestehen, könnt ihr den Missionsmodus frei spielen und unterschiedliche Aufgaben erledigen. Im Missionsmodus wählt ihr einen Kalender der Babylon Rogues und entscheidet zwischen Strecke und Mission. Einzelheiten und frühere Versuche könnt ihr euch dabei detailliert ansehen. Während des Spiels, bei dem ihr jeweils einen bestimmten Charakter zugewiesen bekommt, müssen gewisse Bedingungen erfüllt werden. Nicht nur, um die Mission innerhalb des teils knappen Zeitlimits erfolgreich zu meistern, sondern auch um die Anzahl der verfügbaren Missionen zu steigern. Wer bereits zumindest den Story Modus der Helden durchgezockt hat, der wird bei all den Aufgaben zeitweise noch sehr viel Freude haben - „Freude“ nämlich in zweierlei Hinsicht: Zum einen sorgten die Entwickler hiermit für sehr viel Langzeitspielspaß, zumal weitere freispielbare Charaktere und Items locken. Zum anderen sorgen sie für Freude, weil die Missionen einen so manches Mal aufgrund des Schwierigkeitsgrades beinahe zum Haare raufen bringen. Spaß wird es allen Gamern, die sich bis hierhin durchgeschlagen haben, trotzdem machen! Denn viel Spaß machen nicht nur die Herausforderungen, so perfekt wie möglich Stunts zu vollbringen, um jede Menge Punkte zu bekommen. Alles fügt sich richtig gut zusammen, beispielsweise beim Grinden vom Anfang bis zum Ende einer Rennstrecke über Stangen. Es sieht nicht nur genial aus, sondern macht auch echt viel Spaß und bringt das gewisse Etwas – sofern ihr es schafft.

Wem die mehr als 80 Missionen nicht ausreichen, kann sich auch an der Weltmeisterschaft versuchen und sich nacheinander die verschiedenen Rennstrecken vornehmen. Für den Spielspaß mit ein paar Freunden hat das Sonic Team ebenfalls gedacht. Der so genannte „Team Modus“ basiert dabei, wie der Name schon sagt, auf Team-Arbeit. Einen Lufttank teilt ihr euch mit eurem Mitspieler, während ihr auf einer ausgewählten Strecke gegen ein anderes Team antretet. Ihr müsst den Fortschritt eures Partners im Auge behalten. Denn wenn dieser zu weit zurückbleibt, müsst ihr warten. Seit ihr nahe beieinander, füllt sich dagegen euer Luftvorrat langsam auf. Der Clou hierbei, ihr könnt euch die Turbulenz eures Partner zunutze machen, um nicht nur an die Spitze zu schießen, sondern auch als Team zu gewinnen. Der Wermutstropfen dabei sind erfahrene und unerfahrene Spieler in einem Team: Das wird nichts…
Etwas anders fällt der Überlebensmodus aus. Schnappt euch den auf der Strecke befindlichen Chaos Emerald und fahrt durch eine vorgegebene Anzahl an Toren, um zu gewinnen. Die Spieler ohne Emerald können den Boost unbegrenzt nutzen, um an den Spieler mit dem Klunker in der Tasche heranzukommen. Schnappt euch also den Emerald und lasst ihn euch möglichst nicht wegnehmen. Das auch, wenn selbst Amy mit ihrem Hammer schwingend näher kommt. Die Zeit, in der der Chaos Emerald in eurem Besitz ist, ist zudem begrenzt. Das Spielprinzip ist recht lustig und kann mit mehreren Freunden durchaus kurzweilig recht spaßig sein. Für Einzelspieler ist es eher nur für eine Runde zwischendurch ganz nett, mehr aber auch nicht. Der Kern des Spiels ist zweifellos der Story Modus mitsamt seiner Missionen. Hier könnt ihr euch austoben und die unterschiedlichen Strecken zuerst testen, dann üben und schließlich so gut wie möglich befahren. Denn wer eine neue Rennebene zum ersten Mal betritt, wird es hier sicherlich schwer haben. Hier muss man sich immer wieder neu ordentlich anstrengen, um nicht gleich abgehängt zu werden. Die CPU-Gegner gleiten meist perfekt ihren Weg durch das Level und sind daher auch kaum abzuschütteln. Ein Fehler eurerseits kann schon bedeuten, dass ihr nicht mehr als erster die Ziellinie überqueren könnt. So wird es nämlich von euch verlangt. Auch die angeblichen Abkürzungen helfen euch hier nicht immer weiter. Im Gegenteil: Teilweise verschlechtern sie sogar eure Position. Allerdings sollte jedem klar sein, dass die als Abkürzungen angepriesenen Streckenabschnitte nicht unbedingt dazu dienen, um euch einen Vorsprung zu verschaffen. Vielmehr solltet ihr diese auch nutzen, um neue Luft zu tanken. Denn das Grinden auf Stangen (Speed-Technik), das Fliegen durch Luftringe (Flight-Technik) und das Zertrümmern von Gegenständen auf der Fahrbahn (Power-Technik) erhöht eure Luftanzeige. Und genau um diese Dreht es sich weitestgehend bei Sonic Riders.

Technisch steht die Xbox Version über der PlayStation 2 und auch über der GameCube Fassung. Zwar nehmen sich die Titel untereinander nicht viel, jedoch sieht Sonic Riders auf Microsofts Konsole detailreicher und hoch auflösender aus. Pop Ups kommen leider in allen Versionen vor. So erscheint beispielsweise in der ersten Stage der größere Turm in Hintergrund wie aus dem Nichts im Bild. Zudem ist die Grafik in dem PS2 und GameCube Spiel flimmernder als auf der Xbox. Was soundtechnisch in der Xbox Hardware bereits eingestellt wurde, stellt euch SEGA in den PS2 und Cube Sonic Riders Optionen zur Auswahl: Stereo und Dolby Pro Logic II. Während die PS2 Version noch mit Dolby Digital aufwartet, könnt ihr beim GameCube nur noch Mono zusätzlich anwählen. In jedem Fall sind die technolastigen Beats eine super Abwechslung zu den alltäglichen Sonic Spielen und passen meiner Meinung nach perfekt zum Spiel. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte allerdings auch nicht geschadet. Die typischen Gesten und Sprüche der Charaktere tragen ebenfalls zum Sonic-Flair bei. Etwas gewöhnungsbedürftig könnte die Steuerung der Air Boards selbst ausfallen. Spielt ihr wie ich zuerst die PS2 Version, werdet ihr euch wie in jedem anderem Spiel auch mit dieser vertraut machen und bald durch die Kurven preschen und tolle Stunts vollführen. Habt ihr danach den Xbox Controller in euren Händen, meistert ihr sämtliche Rennen sofort ohne Eingewöhnungszeit. Nehmt ihr euch nun nach einigen Spielstunden noch einmal die PS2 Version vor, bemerkt ihr aber den Unterschied: Die Steuerung ist träger. Ich hatte teilweise plötzlich Mühe, meinen Charakter um die Kurven driften zu lassen. Dies liegt wie bei so vielen anderen PS2-Umsetzungen aber einfach am Analog-Stick des Sony-Pads, welcher den Bewegungen leichter nachgibt und nicht genügend Widerstand wie ein Xbox, Dreamcast oder GameCube Controller bietet. Und dennoch reagiert Sonic Riders auch auf dem GameCube träger und langsamer, ähnlich der PlayStation 2 Variante. Die Bewegungen selbst werden dadurch unpräziser, was mich sogleich wieder zur Xbox Version greifen lässt.

Nach Sonic R versucht sich SEGA erneut an einem Rennspiel – diesmal aber auf völlig anderen Wegen. Mit Exrem-Ausrüstung stürzen sich Sonic und seine Freunde in ein neues Abenteuer rund um die Geschichte der Babylons. Drei neue Charaktere werden gleichzeitig vorgestellt, die wie Sonics Truppe mit den Eigenschaften Speed, Flight und Power ausgestattet sind. Die neben dem Story Modus erst freispielbaren über 80 Missionen bieten Langzeitspielspaß, viel Motivation aber auch Frust. Kennt eure Strecken, teilt euch euren Luftvorrat ein und gleitet perfekt durch die zahlreichen Kurven, um nicht buchstäblich den totalen Hass auf das Game zu bekommen. So in etwa könnte man Sonic Riders auf den ersten Blick beschreiben. Denn auch ich spielte im Story Modus eine neu Strecke und kam direkt als Letzter im Ziel an. Dabei soll man erster werden. Unschaffbar, mag man meinen.
Doch wer sich auf das Spiel einlässt, dem anfänglichem Frust rund um Niederlagen entgegenwirkt und das gewisse Etwas an der zuerst etwas anderen und anfänglich sicher ungewohnten Steuerung entdeckt, der wird sicher lange Freude an Sonic Riders haben. Immerhin konnte auch ich nach gewisser Streckenkenntnis, Stuntbeherrschung und natürlich auch einer ganzen Portion an Spaß plötzlich mit Abstand als erster ins Ziel sausen. Das ist eben Sonic Riders! Und irgendwie macht es das auch geil. Außerdem locken eine ganze Menge neuer Extrem-Ausrüstungen und weitere Charaktere wie Shadow, Nights, Cream oder Ulala. So Get Ready for the Challenge and Let the Race begin!

Ronny Wecke