Der kleinste Arcade Automat der Welt? Mit einer Höhe von gerade einmal 30 Zentimetern und einer Breite von 25 Zentimetern könnte man ihn wohl tatsächlich so bezeichnen. Weiß man zudem die japanischen Schriftzeichen zu deutet, kann man ihn auch beim Namen benennen. Denn die sogenannten Katakanas werden in Japan vor allem für Eigennamen oder Fremdwörter verwendet, die man nicht direkt übersetzten, aber von der Aussprache her verstehen kann. So liest sich der Name „Gõsutohantãzu“ auf der Front des Arcade-Minis aus dem Jahre 1992 in etwa wie „Ghosthunterer“ – also Ghost Hunter. Und darum geht es auch! Ihr müsst Jagd auf Geister, Zombies, Vampire und Mumien machen, die mit Hilfe von Spiegel- und Lichteffekten im Inneren der Spielfläche abgebildet werden. Dies ist SEGAs Mini-Arcade: Ghost-Hunter.

Betrieben wird der Mini-Arcade-Automat ausschließlich mit vier LR14 C Batterien, die an der Unterseite eingelegt werden. Einen Anschluss für ein Netzteil gibt es nicht. Der Ghost-Hunter Automat verfügt über einen Lautsprecher, der jedoch nicht, wie man vielleicht vermuten würde, in den seitlich angedeuteten Anbauteilen untergebracht ist. Stattdessen befindet sich dieser hinter den Schlitzen auf der Gerätefront, die man zunächst für eine Lüftungsöffnung halten könnte. Die Qualität des Automaten ist nicht die Beste. Der Sound ist zudem nicht in seiner Lautstärke regelbar und kann nicht abgeschaltet werden. Insofern bekommt der Spieler die eher kratzenden Laute von stöhnenden Zombies oder buhenden Geistern zu jeder Zeit zu hören. Denn die Gegner schreien bei einem Treffer kurz aber herzhaft auf. Es gibt auch eine Sprachausgabe, die ebenfalls leicht krächzend aus dem Lautsprecher ertönt. Zum Start wird man mit einem herzlichen „Gosutotaune yõkosu“ begrüßt, was so viel heißt wie „Willkommen Geisterjäger“. Genau dies steht übrigens in der zackigen Sprechblase unter dem Aufkleber rechts neben der Pistole – die Lightgun dieses Mini-Arcade-Automaten. Hier wird in Schrift und Bild erklärt, dass das Spiel mittels Power-Knopf gestartet und mittels Pistolenabzug zurückgesetzt – resetet – wird.

Das Zurücksetzen übrigens funktioniert jedoch nicht so recht. Denn egal wie oft oder wie lange der Abzug gezogen wird: Solange die zuletzt erreichte Punktezahl noch blinkend angezeigt wird, kann kein neues Spiel gestartet werden. Das ist dann nur möglich, wenn der Ghost-Hunter Mini Arcade über den roten Rastschalter an der Vorderseite noch mal komplett aus- und wieder eingeschaltet wird. Münzschlitz und der Kipphebel sind leider nur mittels Aufkleber angedeutet und nicht real gestaltet. Schade eigentlich.

So wird gespielt

Mit der orange-farbigen Lightun, die zunächst in eine dafür vorgesehene Halterung eingerastet werden muss, wird auf die Monster gezielt und mit einer Art Laserpointer abgeschossen. Dieser ist nicht durchweg zu sehen, sondern erst dann für einen Moment, wenn der Abzug betätigt wird. Dazu muss zuvor bereits der richtige Winkel gewählt werden. Denn mit dem Abdrücken gibt es nur sehr wenig Spielraum, den Sitz des Punktes zu korrigieren, um das kurz aufleuchtende Gespensterwesen zu erwischen.

Die Lightgun selbst sitzt auf einem Drehpunkt, auf dem sie innerhalb eines 45-Grad-Winkels lediglich hin und her geschwenkt werden kann. In der Höhe ist sie nicht verstellbar. Jedoch entspricht alles der Größe der Aktionsfläche, so dass dennoch alle Ecken des simulierten Bildschirms problemlos zu erreichen sind. Bildschirm ist aber eigentlich der falsche Begriff, denn tatsächlich gibt es keinen. Es leuchten Figuren auf, die über die Spiegel im unteren Bereich des Mini-Arcades auf die eigentliche Spielfläche projeziert werden. Die Gegner leuchten nacheinander kurz auf und müssen schnellstmöglich erwischt werden. Eine LCD-Anzeige mit rot leuchtenden Ziffern zählt die Treffer mit. Gespielt wird dabei in drei Etappen. Zunächst erscheinen nur sechs Wesen nach dem Zufallsprinzip und lassen eine Menge Zeit zum Zielen. Egal wie erfolgreich oder schlecht man in dieser Etappe auch ist, es geht nach dieser Aufwärmphase in die zweite Runde. Hier werden die Geister, Vampire und Co. schon sehr viel schneller und tauchen auch nur für einen kürzeren Zeitpunkt auf. Konnte man bis hierhin ausnahmslos alle erwischen, hat man 30 Punkte ergattert. Diese werden in die dritte und letzte Runde mitgenommen. Hier wird es sehr hektisch, denn die Geister und Zombies blinken nun sehr schnell hintereinander auf und lassen den Spieler regelrecht von einer Ecke in die nächste hasten. Bei zu vielen Fehlern endet das Spiel frühzeitig, worauf die erreichte Punktzahl zu blinken beginnt und die Geister wie ein Lauflicht schnell nacheinander aufleuchten. Kann man dagegen mithalten und ordentlich punkten, wird man mit bis zu höchstmöglichen 99 Punkten belohnt. Denn mehr Geister gibt es nicht. Das Spiel endet dann automatisch – die Anzeige ist nur zweistellig.

Der Aufkleber links neben der Pistole informiert über die Ränge (Ranku), die mit der jeweiligen Punktezahl erreicht wurden. Ein „Niemand“ (japanisch: Taku hantã) ist man laut SEGA doch tatsächlich noch immer bis 89 Punkten. Man mag meinen, der Mini-Arcade kommt doch wirklich extrem arcadelastig daher. Mit einer Anzahl von Treffern zwischen 90 und 98 ist man zumindest „Lehrling- oder Nachwuchsjäger“ (japanisch: Minarai hantã). Als Ghost Hunter (japanisch: Gõsuto hantã) darf sich jeder erst mit vollen 99 Punkten nennen!

Was kann man nun vom Ghost Hunter Mini Arcade insgesamt halten? Es ist ein technisch witziges, jedoch nicht wirklich hochwertiges Gerät, das allerdings Sammlern seinen besonderen Reiz bietet. Es dürfte ziemlich selten sein und vermutlich niemals außerhalb Japans verfügbar – dies lässt zumindest die verrückte Aufmachung vermuten. Schließlich können auch nur Japaner auf solch ein durchgedrehtes Spielzeug stehen. Doch genau das macht den Reiz und die Besonderheit dieses Mini Arcade aus. Ghost-Hunter ist was besonders Verrücktes! Wird der Mini Arcade auf einer Spiele-Partie auspackt, sorgt er durchaus erst einmal für Aufsehen und ordentlich Laune. Wer hat schon einmal solch einen kleinen aber funktionstüchtigen Arcade-Automaten hierzulande gesehen? Wohl nur die wenigsten! Für Fans und Sammler ist der Ghost-Hunter Mini Arcade fast schon ein Muss und ist für Freunde japanischen Hightech-Spielzeugs sicherlich einen Blick wert.